War da was mit #Krasnov?
Nicht zum ersten Mal gibt es Hinweise, dass Donald Trump 1987 vom KGB als Agent angeworben wurde. The Daily Beast nahm einen Text darüber rasch vom Netz. Alle anderen US-Medien schweigen dazu. Warum?
Keine Ahnung, ob Donald Trump 1987 vom KGB unter dem Decknamen „Krasnov“ als Agent angeworben wurde. „The Daily Beast“, ein preisgekröntes, investigatives US-Onlinemagazin mit tadellosem Ruf hat das in einem Artikel behauptet. Die Autorin hat als einzige Quelle einen ehemaligen, hochrangigen KGB-Mann, der in Kasachstan lebt und dazu einen Facebook-Post abgesetzt hat. Wahnsinnig seriös wirkt der Mann nicht. Das muss aber nicht bedeuten, dass er lügt.
Hinweise drauf, dass der 45. und 47. US-Präsident vom Kreml gekauft sein könnte, gab es schon in der Vergangenheit. Sagen wir es einmal so: Seine eigenartige Sympathie für den russischen Diktator und Kriegsverbrecher widerlegt diese These zumindest nicht. Es gibt auch andere frühere KGB-Leute, die ähnliches behaupten. Den rauchenden Colt hat man nie gefunden. Aber der Verdacht wurde bisher auch nicht glaubwürdig entkräftet.
Der Artikel war kurz online, dann wurde er heruntergenommen – und zwar so, dass es fast keine Spuren mehr von ihm gibt (abgesehen von einer Kopie in der allwissenden Internetbibliothek Wayback Machine). Daily Beast hat sich zu der Sache danach nicht mehr geäußert, was ziemlich befremdlich ist. Ein Text mit solchen Anschuldigungen gegen einen amtierenden Präsidenten rutscht nicht einfach so durch. Ausgeschlossen, dass die Chefredaktion davon nichts wusste. Angenommen, es war wirklich eine Ente: Dann ist es bei halbwegs vernünftigen US-Medien selbstverständlich, dass ein Erratum nachgeschoben wird. Und eine Erklärung, wie es dazu kommen konnte. Der angelsächsische Journalismus ist zu Recht stolz auf seine Fehlerkultur. Aber hier? Nichts. Nada. Nüsse.
Kann man also nur spekulieren, was da im Hintergrund gelaufen ist? Naja. Man könnte es auch recherchieren. Denn natürlich ist das eine Geschichte. Hat die Autorin von Daily Beast einfach Mist gebaut? Oder gab es massiven Druck, den Text offline zu nehmen. Wenn ja: Von wem? Womit wurde gedroht? Warum ist die Redaktion in die Knie gegangen.
Vor ein paar Wochen hätten sich New York Times, Washington Post, Politico und viele andere vermutlich darum gematcht, als Erste die Story zu bringen. Das große Erklärstück mit allen Hintergründen, inklusive Stimmen aus der Redaktion.
Aber man sucht bei allen großen US-Onlinemedien vergeblich nach einem Artikel mit dem Schlagwort #Krasnov. Ausgerechnet in den USA, dem Land, das wie kein anderes für Pressefreiheit steht (und dessen Vizepräsident meint, uns Europäern Belehrungen zum Thema Meinungsfreiheit geben zu können) wird das Thema völlig verschwiegen.
Was auch immer der Grund dafür ist. Aber von allen gefährlichen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten beunruhigt mich diese fast am meisten.